Am 10. Oktober 2017  stellten NEE, mofair und VPI in Berlin ihren gemeinsamen Wettbewerberreport 2017/2018 vor. Mittlerweile wird diese Einschätzung alle zwei Jahre erstellt. Der vom gestrigen Abend ist bereits der 5. Wettbewerberreport. Zum Inhalt: 33 Prozent der Zugkilometer im Schienenpersonennahverkehr, 41 Prozent der Verkehrsleistung im Schienengüterverkehr und 72 Prozent Marktanteil auf dem deutschen Waggon-Vermietmarkt: Die Wettbewerber im Schienenverkehr sind weiter auf Wachstumskurs. Lediglich dem Fernverkehr fehlen mit 99 Marktanteil der DB AG weiterhin positive Impulse.

Aber: Im wachsenden Verkehrsmarkt ist die Leistung der Schiene zwar gestiegen. Der Straßenverkehr wächst jedoch absolut und im Güterverkehr auch relativ stärker als die Schiene. „Eine neue Bundesregierung muss Ernst machen mit der Verkehrsverlagerung. Deutschland braucht die Verkehrswende. Die Zeit ist reif für eine Bahnreform II, die durch mehr Wettbewerb den umweltfreundlichsten Verkehrsträger stärkt“, lautet das Fazit der drei Herausgeber.

95,4 Milliarden Kilometer legten Fahrgäste im Jahr 2016 auf Deutschlands Schienen zurück. Damit stieg der seit Jahren nahezu unveränderte Marktanteil im Personenverkehr auf knapp über 8 Prozent. Mit 116,2 Milliarden Tonnenkilometern sank die Verkehrsleistung im Schienengüterverkehr 2016 nach Jahren des Wachstums um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der seit zehn Jahren stagnierende Marktanteil im Güterverkehr sank von 18,0 auf 17,6 Prozent.

Als „Motor für die Entwicklung des Schienenmarktes“ bezeichnete Stephan Krenz, mofair-Präsident, die Wettbewerbsbahnen und verweist auf aktuelle Zahlen des Reports: Erstmals überstieg ihr Anteil im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) 2016 die 30-Prozent-Marke. Das steile Wachstum dürfte anhalten: 55,9 Prozent der abgeschlossenen Vergaben gingen 2016 an Wettbewerbsbahnen, und in den nächsten Jahren stehen weitere große wettbewerbliche Vergaben an. „Schon jetzt ist sicher: 2020 werden wir die 40-Prozent-Marke toppen“, fuhr Krenz fort.

Im Schienengüterverkehr schicken sich die Wettbewerbsbahnen an, gemeinsam den bisherigen Marktführer DB Cargo von Platz 1 zu verdrängen. Hier lagen die Wettbewerbs­bahnen 2016 bereits bei einem Marktanteil von 40,9 Prozent. Rund 15 Prozentpunkte legten sie allein in den vergangenen fünf Jahren zu. „Mittelfristig rückt im Schienengüterverkehr eine Aufteilung Fünfzig zu Fünfzig zwischen den Wett­bewerbsbahnen und der DB AG in greifbare Nähe“, so Ludolf Kerkeling, NEE-Vorstandsvorsitzender.

Neben zahlreichen politischen Fehlanreizen hemmen vor allem die Infrastrukturpolitik von Bund und DB das Wachstum, so Kerkeling weiter.

 

 

„Die Schiene besitzt das Potenzial, die verkehrspolitischen Herausforderungen der Zukunft zu meistern, wenn Rahmenbedingungen, Qualität und Innovation stimmen“, stellte Malte Lawrenz, Vorsitzender des VPI, fest. Dafür müssten Politik und Bahnsektor gemeinsam sorgen. Ohne eine Verschiebung des Modal Split, also des relativen Anteils am Verkehrsmarkt, zugunsten der Schiene werde es Deutschland nicht gelingen, das prognostizierte Wachstum der Personen- und Güterverkehre zu bewältigen – nicht mengenmäßig und schon gar nicht klimafreundlich

Eine Kurzfassung des Wettbewerberreports finden Sie unter anderem auf der VPI-Website unter https://www.vpihamburg.de/news/broschuere-wbr.